In der Schenkung des Karolingers Karlmann 741 sind 25 königliche Eigenkirchen genannt, darunter eine Martinskirche in Untereßfeld. 14 umliegende Dörfer pfarrten einst in die Mutterpfarrei Untereßfeld. Die Errichtung dieser sicherlich schon im 8. Jh. bestehenden Pfarrei ist unbekannt. Die erste Pfarrkirche stand schon auf demselben kleinen Hügel wie die heutige. Der Vorgängerbau der heutigen Kirche, dem hl. Johannes dem Täufer geweiht, wurde 1540 errichtet und 1600 erweitert sowie der Kirchturm erhöht, wovon noch heute eine Inschriftentafel von Fürstbischof Julius Echter kündet. Untereßfeld besaß einst ebenfalls eine Kirchenburganlage. Der älteste Teil der heutigen Kirche ist das spätmittelalterliche Turmuntergeschoss der Vorgängerkirche. Aus der alten Kirche stammt heute lediglich noch das Sakramentshäuschen mit Eisentüre, um 1600.
Das alte Kirchenschiff wurde 1698 eingelegt und der Neubau 1708 eingeweiht. Das flachgedeckte Langhaus umfasst vier Fensterachsen. Portale befinden sich auf der Ost- und der Südseite. Das Hauptportal an der Südseite ist über eine zweiläufige Freitreppe zu erreichen. Über dem Portal stehen Sandsteinfiguren der Frankenheiligen Kilian, Kolonat und Totnan.
Der Innenraum wurde nach Entwürfen von Antonio Petrini gestaltet. Der Hochaltar ist ein stattlicher viersäuliger Rokokoaufbau mit seitlichen Durchgängen, über dem Holzfiguren der Kirchenpatrone stehen - links die des hl. Johannes des Täufers und rechts die des hl. Aquilin. Rechts auf dem Hochaltar ist die Figur der Kaiserin Helena mit dem Kreuz, links die Figur der hl. Ursula. In der Bekrönung sind Gottvater in einem Wolkenkranz sowie Engelsfiguren dargestellt. An Stelle des Altarblatts befindet sich eine Holzgruppe der Kreuzigung mit Assistenzfiguren. Die Golgathaszenerie mit den beiden Schächern (12. Kreuzwegstation) wurde um 1750 von Johann Peter Herrlein aus Kleineibstadt an die Chorschlusswand gemalt. Und auch die großen Stationsbilder, die zwischen 1750 und 1760 in der Kirche aufgehängt wurden, stammen von ihm.
Die beiden um 1700 entstandenen barocken Seitenaltäre weisen gewundene, weinlaubumrankte Säulen und hohe Aufsätze auf. Links befindet sich der Aquilinsaltar. Das Altarblatt zeigt die Ermordung des Heiligen. Auf der Mensa des Altars steht eine Figur des hl. Josef, im Aufsatz ein Ölgemälde des hl. Johannes Nepomuk. Neben dem Altar befindet sich eine Figur des Herz-Jesu von 1895. Auf der rechten Seite ist der Marienaltar. Auf dem Altarblatt wird die Vermählung Mariens dargestellt. Auf der Mensa steht die Figur der Muttergottes mit Kind von Johann Peter Wagner, im Aufsatz ein Ölgemälde des hl. Christopherus.
Die Untereßfelder Kirche hat noch zwei weitere Altäre. An der rechten Seitenwand des Langhauses steht ein Rokoko-Altar (Marien-Altar) aus der Zeit um 1750. Er weist reiche Muschelwerkdekoration auf und enthält ein Ölbild mit der „Muttergottes vom Guten Rat“. Dem Zeitgeist folgend befand sich seit 1979 ein sog. Volksaltar vor dem Hochaltar im Chor. Im Oktober 2006 wurde im mächtigen ca. 20 m hohen barocken Kirchenschiff ein neuer Volksaltar aufgestellt.
An der Langhausdecke sind Stuckleisten und ein Hochrelief der hl. Maria Immakulata aus der Erbauungszeit, geschaffen von Mitgliedern der in der Gemeinde ansässigen Familie Hellmuth. Eine ganze Reihe von Heiligenfiguren laden zudem die Pfarrkinder zum frommen Gebet ein:
Über dem Beichtstuhl, der 1719 von Peter Warmuth angefertigt wurde, steht eine Figur des hl. Johannes des Täufers,
unter der Empore eine Figur des hl. Franziskus,
an der linken Seitenwand Figuren der Hl. Bernhard und Wendelin,
über einem weiteren Beichtstuhl eine Figur des hl. Aquilin,
unter der Empore eine Figur des hl. Antonius und
an der linken Chorwand eine Holzfigur des hl. Bruders Konrad.
Das sog. Herren- und Laiengestühl an der ostwärtigen Rückseite des Langhauses, in dem einstmals die Dorfoberen Platz nehmen durften, ist aus der Zeit um 1710. Der klassizistische Taufstein aus Sandstein wurde um 1840 aufgestellt. Unter der Empore ist schließlich noch ein Gemälde zu sehen, auf dem das Grab des Kirchenpatrons Aquilin, abgebildet ist. Die Orgel schuf 1758 Johann Seuffert. Sie wurde 1936 von der Fa. Weise in Plattling umgebaut.
Die Kanzel in der Untereßfelder Kirche wurde 1752 vom Königshöfer Maler Johann Michael Köhler geschaffen. Als Fuß dient eine Engelsfigur. Polygonkorpus, Brüstung und Treppe sind mit reichem Muschel- und Gitterwerk verziert. Die Bekrönung auf dem Schalldeckel bildet die Holzfigur Christus als guter Hirte. Besondere Erwähnung verdient schließlich noch eine 1850/60 angeschaffte Prozessionsstange (Vierzehnheiligenbild).
Eine neue Sakristei wurde 1973 angebaut. Bis zur Säkularisation 1803 befand sich der Friedhof von Untereßfeld um die Kirche und wurde dann an den Ortsrand verlegt. 1567 wurde der alte Pfarrhof als baufällig beschrieben, weshalb 1611/12 ein neues Pfarrhaus errichtet wurde, das heute noch steht.
Die Kriegergedächtniskapelle im Friedhof wurde 1933 erbaut. Den Altar aus Sandstein ziert eine Relief des Auferstandenen Christus. An den Wänden finden sich Gedenktafeln für die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege. (RA)
Literatur: Reinhold Albert: 1708-2008 -300 Jahre Kath. Pfarrkirche Untereßfeld; Thomas Wehner: Realschematismus der Diözese Würzburg, 1993, S. 136 f.